16-Jährige brennt für den Sport – ein Portait von Milena

Sie leitet das Kinderturnen, ist Oberministrantin, wird in Kurze die G- und die F-Jugend trainieren, spielt in der Bezirksoberliga beim FC Alburg und macht nebenbei noch Abitur. Die Freizeit von Milena Zollner ist begrenzt. Anders mochte sie es aber nicht. „Ich finde es schlimm, wenn ich nichts tun kann“, sagt die 16-Jährige und zeigt auf ihren Fuß. Sie hat sich das Sprunggelenk verletzt. Naturlich beim Fußballspielen.

Da sie es derzeit ruhiger angehen muss, hat sie Zeit fur ein Gesprach. Mit dabei ist Trainerin Gerda Bachl-Staudinger. Sie ist die Abteilungsleiterin Gymnastik vom SV Irlbach. „Unser Verein ist richtig stolz, dass er jetzt eine qualifizierte Übungsleiterin hat.“ Aber nicht nur der Verein weiß das zu schatzen. Im ganzen Dorf ist Milena mittlerweile bekannt. Wenn die 16-Jahrige ihren Fußballschein gemacht hat, wollen sie alle in den Verein eintreten. „Im Kindergarten reden die Kinder schon daruber, dass sie jetzt ins Fußballtraining kommen werden“, erzahlt Milena. Seit Februar 2016 hat sie den Trainerschein des Bayerischen Turnverbandes und ist damit die jüngste Trainerin im Sportverein Irlbach. Der Weg dahin war nicht ganz einfach. Für eine Woche und zwei Wochenenden musste sie in der Sportschule Oberhaching (bei Mün- chen) Kurse absolvieren. „Am Anfang habe ich schon meine Zweifel gehabt“, sagt Milena.

Anstrengender Lehrgang für Trainerschein

Das Programm sei sehr straff gewesen: Von acht Uhr morgens bis sechs Uhr abends war Turnen angesagt. Nach dem Abendessen ging es dann teilweise bis um zehn Uhr mit der Theorie weiter. „Wenn man am nächsten Morgen um sieben wieder beim Fruhstuck sein muss, ist das schon recht hart.“ Sieben Tage dauerte der Lehrgang. Im Nachhinein ist die junge Sportlerin aber froh, dass sie den Schein gemacht hat.

Vor allem Bachl-Staudinger weiß die Mühen zu schätzen. Die Suche nach ausgebildeten Trainern sei sehr schwer. Die meisten Trainer seien Familienväter und können nicht so viel Zeit für die Ausbildung investieren. Dabei sind Trainer sehr gefragt. „Für die Entwicklung der Kinder ist es sehr wichtig, Bewegung zu haben, im Team etwas zu unternehmen und mal raus zu kom- men.“ Ein Wandel sei definitiv spürbar. „Sitzen ist das neue Rauchen“, zitiert sie Dr. James Levine, einen der weltweit führenden Experten in Sachen Übergewicht. Früher waren die Kinder mehr draußen, heute sitzen sie häufig nur noch vor Fernseher, Handy oder Computer. „Für die Eltern ist das natürlich einfacher, weil sie dann schneller ihre Ruhe haben.“ Durch die Be- rufstätigkeit beider Eltern ist es für diese oft schwierig, ihre Kinder zu beschäftigen. Gerade deshalb seien Vereine so wichtig.

Doch ohne Trainer keine Fußballmannschaft. Bachl-Staudinger ist deshalb sehr froh um ihre Mimi, wie sie Milena nennt. Gerade wegen ihrer fundierten Schulung ist sie so wertvoll für den Verein. Für die Ausbildung müssen die Trainer nicht nur körperlich fit sein. Wissen über die menschliche Anatomie ist genauso wichtig wie der richtige Umgang bei Sportverletzungen. Vom Barrenturnen bis hin zum sicheren Aufbau von Sportgeräten müssen die Trainer Bescheid wis- sen.
Das ist notwendig, um gute Trainingsstunden halten zu können. Für jede Unterrichtsstunde plant Milena den genauen Aufbau. Vom Aufwärmteil über die eigentlichen Übungen bis hin zum Ausklingen ist bei ihr jede Minute getaktet. Beim Kinderturnen sitzt sie zum Abschluss mit den Vier- bis Sechsjährigen zusammen. Abwechselnd dürfen die Kinder Gummibärchen mit- bringen. Dieses Ritual hat Milena wieder eingeführt. „Das Mitbringen freut sie aber oft mehr als das Essen.“

Hampelmänner als Bestrafung

Gerade beim Kinderturnen steht der Spaß im Vordergrund. Hier geht sie langsam und spielerisch vor. Die Kinder würden bei zu viel Strenge ohnehin schnell die Lust verlieren. Autoritär kann die junge Trainerin trotzdem werden. Als Strafe gebe es dann fünf Hampelmänner. „Das finden die Kinder aber eigentlich eher lustig.“ Der sportliche Ehrgeiz ist bei den Kleinsten noch nicht vorhanden. „Beim Fußballspielen wissen die Kinder teilweise nicht einmal, wie das Spiel ausgegangen ist“, sagt Bachl-Staudinger. „Der Ehrgeiz geht oft von den Eltern aus.“

Richtig ins Fußballtraining einsteigen wird Milena in den nächsten Wochen. Dann macht sie ihren Fußballschein. Das kann sie mit der Schule kombinieren. Über den Zeitraum von eineinhalb Jahren wird sie regelmäßig in der Schule Trainings abhalten. Zusätzlich muss sie im Verein eine eigene Mannschaft trainieren. Damit erfüllt sie die Voraussetzungen für den Schein zur Hälfte. Die restlichen Stunden wird sie beim Bayerischen Fußballverband in Oberhaching absolvieren.

Der Zeitaufwand ist es ihr wert. Trainerin ist sie, weil sie es für eine gute Sache hält, andere für den Sport zu begeistern. Außerdem hat sie so neben dem Studium eine Möglichkeit, mit ihrem Hobby etwas Geld zu verdienen.

Was Milena später einmal studieren möchte, ist für sie klar: entweder Sport auf Lehramt oder Sportmanagement. Wie könnte es auch anders sein?

Verfasser Tagblatt Straubing – ein Bericht aus der Ausgabe Freitag, 18. August 2017